Die Luiseninsel im Schlosspark Charlottenburg
Spät mache ich einen Spaziergang durch den Schlosspark Charlottenburg. Die Sonne ist fast untergegangen.
Ich laufe „meinen“ Weg, die große Runde durch den Park. Hinten an Eisenbahnschienen entlang, vorbei an dem Obelisken und dem Belvedere, bis zur eisernen Brücke, von der aus der Blick auf das Schloss schon ein bisschen atemberaubend ist, wie es da in sattes gelb-goldenes Licht getaucht vor mir liegt.
Links der große See, in dem einst ein alter Karpfen mit einer dicken Moosschicht auf dem Rücken gelebt haben soll – wird erzählt.
Rechts geht es zur Luisen-Insel.
Das Schild ist weg, das gleich neben der Holzbrücke stand. „Bitte Ruhe, hier brüten Schwäne“ stand darauf.
Es muss wenig ruhig gewesen sein. Die Schwäne nisten jetzt ungestörter, am Ufer gegenüber.1799 wurde die Insel angelegt und Neue Insel genannt. Sie ist Teil eines Landschaftsparks, der nach englischem Vorbild angelegt wurde und gleich hinter dem barocken Garten beginnt. Nur mit einer Fähre kam man damals auf die Insel, die von zwei Kanälen umschlossen war, dem Teichgraben und dem Luisengraben. Neue Insel hieß sie nur kurz.
Königin Luise soll diesen Ort gemocht haben, wie sie auch das Schloss Charlottenburg mochte. Ihr Schlafgemach, das der junge Karl Friedrich Schinkel für die junge preußische Königin entwarf, ist im Schloss zu besichtigen. Das Mausoleum mit ihrem Grabmahl ebenfalls.
Königin Luise war das „It-Girl“ ihrer Zeit, eine junge, kluge, schöne, lebenslustige Frau, die schon zu ihren Lebzeiten zu einer Ikone wurde, die Männer wie Frauen betören konnte.
August Wilhelm Schlegel nannte sie eine „Königin der Herzen“. Napoleon – eigentlich ein Feind Preußens – soll gesagt haben, noch eine halbe Stunde mit ihr und er hätte ihr ein Königreich zu Füßen gelegt und die französische Malerin Élisabeth Vigée-Lebrun (1755 – 1842), die mit Porträts europäischer Adliger berühmt wurde, schrieb: „Alles an ihr übertrifft noch das Zauberhafteste, was man sich denken kann“. Solch eine Königin hatte Preußen noch nie, so modern, den bürgerlichen Idealen so nah.Da lag es auf der Hand, die kleine Insel im Park nach Luises Tod Luisen-Insel zu nennen. Ein wenig wirkt sie wie aus einer anderen Welt, wie verzaubert, so als ob sie gar nicht zum Park gehöre. Dabei ist die Insel weder aufwendig gestaltet, noch gartenhistorisch von Bedeutung.
Vorbei an zwei kleinen antiken Bronzestatuen, vorbei an Amor und der Venus von Medici, führt der Rundweg.
An der Nordspitze, etwas versteckt, steht die Bronzebüste der Königin Luise. Ernst blickt sie. Schön ist sie.
Ein Verehrer hat sie geschmückt, hat ihr eine Kette aus Gänseblümchen geflochten. Im Herbst sind es bunte Blätter, im Winter Efeuranken, die Luises bronzenes Dekolleté schmücken.
Die Sonne ist untergegangen.
Romantik pur.
Nur die Schwäne fehlen.
Marianne Mielke
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