Es dauerte lange, bis ich den Hof fand, und meine erste Reaktion war einfach nur „Wow“! Vor einigen Jahren lebte ich am Savignyplatz. Hinterhaus, vierte Etage. Ob es morgens oder abends war, weiß ich nicht mehr genau, nur, dass mich ein Geräusch und ein Geruch aufmerksam werden ließ. „Om“, immer wieder „Om“, dazu Zimbelmusik. Räucherstäbchen verbreiteten einen angenehmen Duft. Wo kam das her? Meditierte ein Nachbar und hörte dazu Meditationsmusik? Nein. Ich lief zur Straße um die Ecke, drückte die Klinken fast aller Haustüren – geschlossen. Es war die Müllabfuhr, die mir den Tipp mit der unscheinbaren Tür neben dem indischen Restaurant in der Goethe-, fast an der Knesebeckstraße, gab. Die Tür war nur leicht angelehnt. Ich musste durch einen dunklen Gang und dann …
… sah ich sie. Zwei kleinen Hindu-Tempel, zwischen Brandmauer und Mülltonnen. Seit 1989 stehen sie dort schon.
Ein Tempel ist Ganesha mit dem Elefantenrüssel geweiht, dem populärsten Gott Indiens. Der andere Shiva, dem „Glückverheißenden“, mit vier Armen, Dreizack und Trommel. Der Legende nach sind beide Götter verwandt. Ganesha ist der Sohn von Shiva.
Überall blinken Lichterketten. Im kleinen Shiva-Tempel brennt eine Öllampe. Rosen hat man den Gottheiten als Gabe gebracht.
Ich bin wie verzaubert. Es fehlen nur noch Zimbelmusik und jemand, der Om, die „heilige Silbe“ spricht. Irgendwann habe ich mal gelesen, dass ein Tempel in der hinduistischen Vorstellung weiblich sei. Wer aus dem Tempel komme, soll sich wie wiedergeboren fühlen, befreit von allen schlechten Energien. Eine schöne Metapher.
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