Wer hier mit der S-Bahn ankommt, geht schnellstmöglich weiter, denn hier kann man nicht schön schlendern, wie anderorts. Es ist laut und es stinkt. Also nix wie weg, denke ich immer, den Blick nach unten gerichtet, auf den Asphalt, wie man es in Berlin eben macht. Aber dann, wenn endlich mal wieder die Sonne scheint, schaue ich doch nach oben und entdecke eines der schönsten und beeindruckendsten Wandbilder, die in den letzten Jahren in Berlin entstanden sind.
Eine Brandmauer ist 2019 komplett ausgefüllt worden mit einer Frau, die ein Kind auf dem Arm trägt. Toll, wie das Rot den gefühlvollen Gesichtsausdruck der Beiden unterstreicht, damit uns Lärmgeplagten und Unachtsamen ihre starke Botschaft erreicht: „In diesem Spiel namens Leben gibt es Energiequellen, die Du erst entdeckst, wenn Du Dich um andere kümmerst“.
Um das lesen zu können, muss ich allerdings die unsägliche Brücke verlassen, um zu einem Hinterhof in der Sickingenstraße 2 zu gelangen, der als Parkplatz verwendet wird. Nun habe ich endlich die ganze Szenerie vor mir: die in eine Art Waffenkleid gehüllte Frau oder Mutter mit einem oder ihrem Kind. Oder welche Symbolik ist hier gemeint? Schutz geben und finden? Geschaffen wurde es von Hera vom Künstlerduo Herakut, das in Berlin einige großformatige Werke auf Fassaden aufgebracht hat (so auch in der Stromstraße in Moabit), die unsere Phantasie anregen und auf Probleme aufmerksam machen wollen … Ja, das ist für mich Berlin und ich bin glücklich.
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