1879 entstand die Technische Hochschule aus der Bauakademie und der Königlichen Gewerbeakademie, deren beider Sammlungen vereint und zudem etwas später ein Architekturmuseum gegründet wurde, dass die architektonischen Sammlungen zusammenfasste. Mit der Neukonzeption der Lehre um 1900 wuchs die Bedeutung des Lernens in Laboratorien und zugleich die Präsentation von Bauteilen und Spolien traditionsreicher Gebäude Berliner Provenienz für Studienzwecke, als auch zum Ornamentzeichnen. Noch gehörte Charlottenburg, an dessen Ostrand das TH-Gelände mit dem „Hochschulpalast“ von 1884 hergerichtet wurde, nicht zur Reichshauptstadt.
Eine 11 Meter hohe Säule mit ionischem Kapitell steht hier allein und beziehungslos auf einer Wiese. Schinkel-Fans werden sie höchstwahrscheinlich kennen, denn sie stammt – als Teil des Portikus am Lustgarten – von jenem Berliner Dom, den der preußische Baubeamte bis 1821 umgestaltete. Doch Kaiser Wilhelm II. ließ den Schinkelbau zugunsten des heute noch stehenden Doms von Julius Raschdorff abreißen. Dieser Architekt lehrte wiederum an der TH bis 1911 Baukunst und veranlasste für Studienzwecke wohl auch die Umsetzung der zweiten Portikussäule, die wundersamerweise verschwunden ist.
Vier weitere, paarweise aufgestellte dorische Säulen, übrigens aus der Werkstatt des berühmten Steinmetzes Cantian, zieren die Südseite des TU-Hauptgebäudes, kamen aber ganz aus der Nähe. Sie akzentuierten die vom Schinkelschüler August Stüler entworfenen beiden Steuerhäuser, die östlich vom Landwehrkanal an der Charlottenburger Chaussee (Str. des 17. Juni) von 1857-1907 zur Erhebung der Schlacht- und Mahlsteuer sowie des Chausseegeldes errichtet wurden und somit die Grenze zwischen Berlin und Charlottenburg anzeigten. Bernhard Schaede, Professor am Kunstgewerbemuseum, erbaute 1907/08 das heute dort stehende Charlottenburger Tor, dem sie weichen mussten.
Apropos Tor und damit wieder zur Altstadt. Direkt vorm Oranienburger Tor besaß August Borsig sein Fabrikgelände für Maschinen- und Lokomotivbau. Sein ihm nachfolgender Sohn Albert ließ durch Johann Heinrich Strack zur Abgrenzung zwischen dem Werksgelände und dem öffentlichen Raum zwei Säulenhallen errichten, die zwischen 1860 und 1886 selbst wie ein Tor wirkten. Ein kleiner Teil dieser Arkaden mit achteckigen Säulen (!), deren Ornamentik und die Verwendung einheimischer Baumaterialien Strack als Schinkelschüler ausweisen, kam nach dem Verkauf des Borsiggeländes und dem Wegzug des Unternehmens nach Moabit ebenfalls für Studienzwecke auf das TH-Gelände.
Für weitere Entdeckungen auf dem Gelände seien die Spolienwand am heutigen Institut für Technische Thermodynamik und Kältetechnik, die Spolien vom Palais Danckelmann, einst auf dem Friedrichswerder, sowie eine vom Anhalter Bahnhof im Hauptgebäude empfohlen …
Außerdem gibt es noch vom weltkriegszerstörten Hauptgebäudeteil zwei Kapitellfragmente und einen Säulenfuß.
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