Von der asphaltierten Nord-Süd-Verbindung nahe der Hermann-Hesse-Straße aus kommen Spurensuchende heute zunächst an einem leeren Postament vorbei, auf dem einmal eine Figur stand, die Carl Maria von Weber zeigte (der in seinen Reisebriefen erwähnt, 1812 in Alt-Pankow gewesen zu sein!). Die Statue fehlt schon seit Jahrzehnten. Ein erster Fingerzeig.
Ein paar Meter weiter geht es auf eine erhöhte Fläche, die seitlich durch Aufschüttungen geprägt ist. Eine Treppe mit verrostetem Geländer, einen ebenso stark verrosteten Lautsprecher- und Lichtmast und Reste von ehemaligen Mauern sind hier – je nach Jahreszeit – mal mehr, mal weniger gut zu entdecken. Und dann stehen da noch 5 Betonsäulen rum, die bisher jedwedem Vandalismus trotzen konnten und zum einstigen Bühnenbereich gehörten.
Denn alles zusammengenommen bedeutet das: wir befinden uns hier in einer ehemaligen Freilichtbühne. Am 17. August 1956 eröffnete im südlichen Teil der Schönholzer Heide das Heide-Theater, gefüllt bis auf den letzten der 2.500 Plätze, mit Shakespeares „Maß für Maß“ vom Hans Otto Theater Potsdam. Es blieb bei weitem nicht das einzige Gastspiel. Der Kreis der Darbietenden und Darstellenden reichte vom DDR-Friedrichstadtpalast und der Deutschen Staatsoper, vom Kabarett „Die Distel“ und der „Herkuleskeule“ bis zum Erich-Weinert-Ensemble der Nationalen Volksarmee. Der Dichter Weinert, 1953 verstorben, wohnte übrigens nur wenige Meter entfernt in der Beatrice-Zweig-Straße, in einer für die Intelligenz geschaffenen Wohnsiedlung.
Neben leichter und ernster Konzertmusik wusste vor allem der „Tanzabend nach neuesten Amiga Schallplatten“ zu gefallen. Bis 1958 entstand eine große WC-Anlage, aber es fehlt am Ende des Jahres weiterhin eine richtige Bestuhlung der Freiluft-Bühne und eine entsprechende Gastronomie, die, letztlich doch gebaut, von der sozialistischen Handelsorganisation HO als „Theaterklause“ betrieben wurde. Die Schließung der Grenze zu West-Berlin 1961 und damit auch des S-Bahnhofs Schönholz sowie die neue Lage in einem grenznahen Gebiet hat wohl entscheidend zum nachfolgenden Niedergang und schlussendlich zum fast vollständigen Verschwinden des Heidetheaters beigetragen – bis auf die wenigen Restchen …
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