Im Grunde ist es kein regulärer Platz, denn er ist nicht eingetragen im Straßenregister. Es handelt sich um eine öffentliche Grünfläche mit einem Schild auf dem „EOSANDER / PLATZ“ steht, oder besser stand. Es ist etwas in Mitleidenschaft gezogen und so hängt nur noch das „O“ – das Grünflächenamt gibt aber an, das die Überarbeitung geplant ist.
Benannt ist der Platz nach Johann Friedrich Nilsson Eosander. Im Barock war er einer der wichtigsten Baumeister in Berlin. Hier wirkte er bis 1713, dann ging er in den Dienst des schwedischen Königs und wurde zum Freiherrn Göthe, weshalb er auch Eosander von Göthe genannt wird. Doch bis dahin war er mit einigen prestigeträchtigen Bauten von Friedrich I. betraut. Er übernahm den Ausbau des Schlosses Lietzenburg (heute: Schloss Charlottenburg) der Königin Sophie Charlotte. Nach ihrem frühen Tod wurde Eosander auch mit dem Ausbau der nun nach ihr benannten Siedlung zur Stadt Charlottenburg beauftragt. Kurz darauf wird er zudem der Baumeister des Stadtschlosses in Berlin als Nachfolger von Andreas Schlüter – sein „Eosanderportal“ an der Westseite wurde gerade im Zuge des Neubaus zum Humboldtforum rekonstruiert.
Doch der Ort des heutigen Eosanderplatzes spielte zu seinen Lebzeiten noch keine besondere Rolle. Erst als dort das Palais und die ausgedehnten Parkanlagen der Gräfin Lichtenau in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden, bekam die Fläche zwischen dem heutigen Luisenplatz, der Wintersteinstraße, der Spree und der Otto-Suhr-Allee eine Bedeutung. Sie war die wichtigste Mätresse und später eine Freundin und Beraterin, vielleicht ganz wörtlich: die Lebensgefährtin von Friedrich Wilhelm II. Mit ihm und den gemeinsamen Kindern lebten sie hier ein wohl beinahe bürgerliches Leben. Wilhelmine Enke, wie ihr Geburtsname war, tat sich als Mäzenin im Frühklassizismus hervor und war maßgeblich an den Bauprojekten des Königs beteiligt. Der Tod des König war für sie eine Katastrophe. Sein Nachfolger Friedrich Wilhelm III. stellte sie unter Arrest und zog ihren Besitz ein. Auch das Palais hatte keine Bedeutung mehr.
Jahrzehnte später wurde der Ort zu einem wahren Anziehungspunkt. Von 1874 bis 1904 war hier nun das Vergnügungsetablissement „Flora“. Es gab einen riesigen Hauptsaal für Großveranstaltungen, ein beeindruckendes Palmenhaus. In der Gartenanlage wollte nicht nur eine Fontäne bewundert werden, sondern es bot sich für Besucher*innen auch die Attraktion, mit einem Ballon aufzusteigen. Auch sonst wurde alles mögliche veranstaltet, um Publikum anzuziehen, neben Fahrradrennen auf Hochrädern oder auch einer Automobil-Ausstellung gab es auch Veranstaltungen, die heute in der kritischen Aufarbeitung der Kolonialgeschichte relevant sind. Doch im Grunde lohnte sich das riesige Projekt für die Spekulanten der Gründerzeit nicht und 1904 war endgültig Schluss.
Es kamen dann die Wohnblöcke und die Eosanderstraße bekam ihren Namen. Nach der Beseitigung von Kriegsschäden des Zweiten Weltkriegs gab es unterschiedliche Ansätze für diesen letzten Abschnitt der Eosanderstraße.
In den 1980er Jahren wurden dann zwei Blöcke des Architekten Hans Kollhoff als Randbebauung des Wohnquartiers errichtet. Ein besonders bekanntes Gebäude Kollhoffs in Berlin ist der markant verklinkerte Büro-Tower am Potsdamer Platz, aber auch dieses Ensemble hat seinen Reiz. Zwei leicht versetzte Gebäude reichen von der Spree bis zur Otto-Suhr-Allee. Unterbrochen werden sie von der Eosanderstraße. Besonders der Block direkt am Eosanderplatz hat eine elegante Linie mit einer wintergartenähnlich verglasten Front.
Ursprünglich hatte das Wohnensemble eine freie Sicht auf den Luisenplatz, doch Anfang der 2000er wurden die Grundstücke davor, die direkt am Luisenplatz liegen, zum Bauen freigegeben und so wurde die Eosanderstraße zu einer Einbahnstraße und das Grundstück 20 c schließlich zu einer öffentlichen Grünfläche – dem sogenannten „Eosanderplatz“.
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