Nachdem am 15. Oktober 1949 die Sowjetunion als erster Staat die DDR anerkannt und diplomatische Beziehungen aufgenommen hatte, folgten diesem Beispiel bis Ende des Jahres acht weitere, allesamt sozialistische Staaten. Erst der Grundlagenvertrag zwischen BRD und DDR von 1972 ermöglichte den nächsten Schritt, die Aufnahme beider deutscher Staaten am 18. September 1973 in die UNO. Dadurch erkannten die DDR innerhalb kurzer Zeit über 100 Staaten als 133. Mitglied diplomatisch an. Nun mussten Botschaftsstandorte und Baugelände für Residenzen gefunden werden.
Der Ministerrat der DDR beschloss schon am 10. Januar 1973 den Aufbau von Botschaften, Dienstgebäuden und Residenzen. Pankow bot sich als geeigneter Standort an: Das Schloss Schönhausen diente bereits als Gästehaus der Regierung, es gab genügend Freiflächen in angenehmer, verkehrsberuhigter Lage, mit günstigen Straßenanbindungen zum Zentrum. Der Grenzübergang Bornholmer Straße lag den ins Auge gefassten Arealen am nächsten.
Zu Standortkomplexen erhoben wurden die Bereiche Prenzlauer Promenade, Esplanade, Grabbeallee und Tschaikowskistraße, Wald- und Dietzgenstraße. Der Magistrat von Ost-Berlin delegierte die Aufgabe an den Bezirk Pankow weiter und Ende März 1973 wurde eine Kommission Residenzen gebildet. Der Bedarf an Botschaften war groß und sollte durch zahlreiche, normierte Typenbauten gedeckt werden.
Fast alle Neubauten sind heute farblich und baulich verändert. Doch unser Beispiel aus Niederschönhausen zeigt noch den typisch braungrauen Putz, den die würfelartigen Gebäudekörper mit Flachdächern aufwiesen. Über einem Kellergeschoss, dass mit einer Nut abgetrennt ist, sitzen zwei Obergeschosse. Die Kellerfenster tragen noch ihre kunstvollen Originalgitter. Zaun, Eingangstür und Einfahrtstor in den Garagenkeller sind ebenso Originale, Zeugnisse eines bescheidenen gestalterischen Willens, wie er heute vielen Zäunen und Eingängen völlig abgeht. Auch das Geländer der Terrasse über der Garage ist bescheiden geschmackvoll gearbeitet. Es ist zu vermuten, dass dies alles durch Neunutzung des Komplexes nicht erhalten bleibt, wie wahrscheinlich auch die beiden Originallaternen, die hinter der Eingangspforte den Treppenaufgang zur Rückseite des Diplomatenbaus beleuchteten.
Leider habe ich durch Stadtführungen nie so viel Geld zur Seite legen können, um mir diesen Vertreter der gebauten Diplomatie jetzt kaufen zu können. Schade eigentlich …
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