Max Planck lebte hier in der Gegend und die Familie Bonhoeffer. Gedenktafeln erinnern an sie. Immer weiter geradeaus, die Wangenheimstraße entlang. Abrupt blieb ich vor dem Haus Nr. 37/39 stehen, vor einer Villa mit einem verwilderten Garten. Alles scheint hier wie aus der Zeit gefallen. Verwunschen und ein wenig morbid. Wer wohnt hier? Putz ist von der Fassade gefallen, der Zaun verrostet, das Dach halb mit einer dicken Plane, halb mit Dachziegeln gedeckt. „Les Beaux Arts“, den schönen Künsten, steht auf einem Schild und – ich muss genau hinsehen – Villa Hoffmann.
Spätklassizismus, mächtiger Giebel, Säulen, im Vorgarten zeitgenössische Kunst. Gebaut wurde die Villa zwischen 1906 und 1908 vom Regierungsbaurat Ludwig Otte für den Berliner Chemiker und Unternehmer Dr. Otto Hoffmann, der 1854 geboren wurde. Er wuchs in kleinen Verhältnissen auf, studierte Chemie und promovierte 1878. Vierzehn Jahre später, 1892, gelang ihm eine wegweisende Erfindung: Zahnzement. Er gründete ein Unternehmen und hatte mit seiner zahnmedizinischen Neuerung jahrzehntelang weltweit eine Monopolstellung inne. Heute wird die „Hoffmann Dental Manufaktur“, in Berlin Tempelhof in dritter Generation geführt. Vom Enkel Tobias Hoffman, der den ersten Stock der Villa mit seiner Familie bewohnt, erfahre ich vom Postboten. Was weiß er noch?
Unten, im Keller, ist das Intendantenbüro der Berliner Symphoniker, und hier in der Villa finden immer mal wieder Kunstausstellungen statt, erzählt er und fragt mich unvermittelt: „Kennen sie Marilyn Manson, den Gothic -Punkmusiker mit den komischen Kontaktlinsen und dem weißgeschminkten Gesicht? Der sieht zum Gruseln aus, macht aber ganz gute Musik“. Ja, antworte ich, aber warum fragen sie? 2007 hatte Marilyn Manson die Villa für kurze Zeit gemietet, um ein neues Album vorzustellen, gewohnt hat er hier wohl auch. „Aber jetzt muss ick weiter, bleiben se jesund.“ „Sie auch.“ Neugierig gehe ich über den Hof und in den verwilderten Garten hinein. 1908 hat ihn der Gartenarchitekt Hans Hallervorden angelegt. Die originale Wegeführung ist noch vorhanden, hinter Zaun und Büschen versteckt, erkenne ich die Reste eines Pavillons.
Ein unwirklicher, schöner Ort. Wangenheimstraße 37/39.
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