Acht Mühlen hat Berlin. Sieben sind aus Holz gebaut, eine wurde aus Stein gemauert. Rund statt eckig. Die Holländische Mühle ist ungewöhnlich.
Gleich zu sehen ist sie nicht. Versteckt hinter einem Auto-Center und einer Kunstschlosserei erkenne ich sie.
Die Gebäude gehörten ursprünglich zur Mühle und dienten als Getreidelager, später als Büros. Bis 1953 hat man hier noch Getreide gemahlen. Danach wurde Kunststoff recycelt und zu Granulat vermahlen. Das Aus für die Mühle kam in den 1970er Jahren. Sie wurde stillgelegt. Lange stand sie leer und verfiel. Für eine denkmalgerechte Sanierung fehlte das Geld. Erst 1997 übernahm ein Investor diese Aufgabe. Die historische Backsteinfassade und die alten Holzfenster blieben erhalten. Wohnungen entstanden im Inneren.
Um die Mühle in ihrer ganzen Größe zu sehen, muss ich um ein paar Ecken laufen, durch eine Grünanlage, vorbei an schmucken Vorgärten, bis zur Schlettstadter Straße 110. Hier gab es schon in den 1870er Jahren eine Mühle. Eine achteckige Bockwindmühle, die auf einem Holzunterbau – den Böcken – stand, und sich in die jeweilige Richtung, aus der der Wind kam, drehen ließ. Vermutlich ist sie abgebrannt. Die heutige Mühle wurde 1881 gebaut. Rund und massiv gemauert mit einem hölzernen, hohen Runddach, an dem die Mühlenflügel montiert waren.
Um die Jahrhundertwende hatte sich Zehlendorf zu einer Stadt gewandelt, Miets- und Einfamilienhäuser entstanden rund um die Mühle. Die Luftzirkulation hatte sich verändert und in der Mühle stellte man fest: Der Wind reicht nicht mehr aus, um die Mühle dauerhaft zu betreiben. Ein Motor wurde eingebaut, der jetzt das Mahlwerk antrieb.
Die Windmühlenflügel drehten sich aber weiter, obwohl sie nicht mehr benötigt wurden. Sehr zum Ärger der Anwohner, die das Mühlengeklapper viel zu laut fanden. Im Kriegsjahr 1944 wurden sie endgültig abmontiert, denn die Mühle sollte bei Luftangriffen keinen Orientierungspunkt bieten.
Bild 5: an der Holländischen Mühle/Schlettstadterstraße
Ein wenig wirkt die Mühle heute wie ein Fremdkörper zwischen Einfamilienhäusern und grüner Vorgartenidylle. Ihre Geschichte bleibt spannend.
Meine nächste „kleine Reise“? Könnte ich zu einer anderen Berliner Mühle machen …
Kommentare (1)