Wenn man sich über das Wetter ereifert, ist einer der besten Plätze in Charlottenburg vielleicht die 1911 fertiggestellte Dovebrücke. Sie ist die Letzte, die über den Landwehkanal führt, dann mündet dieser wieder in die Spree. Gewidmet ist sie dem Physiker Heinrich Wilhelm Dove. Er gilt als einer der Begründer der modernen Meteorologie und leitete in Berlin von 1849 bis zu seinem Tod das damals noch ganz junge Meteorologische Institut. Warum also nicht an diesem Ort über das Wetter lamentieren?
Die heute denkmalgeschützte Brücke verband die Wohngebiete von Arbeiter*innen insbesondere aus der Galvani- und Guerickestraße mit dem Gewerbebiet auf dem Spreebogen und sollte auch den zunehmenden Verkehr zwischen Moabit und Charlottenburg aufnehmen. Markant ist die Verblendung der Dovebrücke mit rötlichen Ziegeln und die Strukturierung mit Elementen aus Muschelkalkstein. Errichtet wurde sie nach Plänen von Heinrich Seeling und August Bredtschneider. Seeling war auch am Wasserturm in Westend beteiligt oder entwarf den Erweiterungsbau vom Rathaus Charlottenburg sowie das Theater am Schiffbauerdamm, heute Berliner Ensemble.
Überquert man heute den Kanal über die Dovebrücke, ist das Bauwerk ziemlich unspektakulär. Doch ursprünglich waren zusätzliche Funktionen an die Brücke angliedert. Auf der Seite der Galvanistraße gab es ein Haus mit einer imposanten Turmuhr für die Lademeisterei. Heute ist nur noch das unterste Geschoss übrig und die Treppe, die nun zur beliebten Uferpromenade führt. Zur Zeit der Errichtung waren im Haus die elektrischen Schaltanlagen und andere notwendige Teile für die Kräne am Ufer untergebracht.
Die heute am Salzufer gesperrten Treppen führten zu einer öffentlichen Toilette, damals „Bedürfnisanstalt“ genannt. Das Dach der Vorhalle ruhte auf den noch vorhandenen Säulen. Es gab für Frauen und Männer kostenlose „Klosettstände“ für die 2. Klasse und „Klosettstände“ 1. Klasse mit einer gehobenen Ausstattung, für die man 10 Pfennig zahlte.
Auf der Seite der Fußgängerunterführung zum Einsteinufer ist noch eine weitere steile Treppe. Sie führt an der Basis eines früheren Sockels entlang, der eine große Skulptur des Bildhauers Hermann Feuerhahn trug. Diese Skulptur war eine Art Gegengewicht zum Turm auf der anderen Seite. Noch immer vorhanden sind die dekorativen Muschelkalk-Elemente Feuerhahns. Es sind Gesichter. Sie scheinen mal verkniffen, mal freundlich, mit aufgepusteten Wagen oder offenen Mündern. Egal wie das Wetter ist, an der Dovebrücke findet sich vielleicht ein passender Gesichtsausdruck.
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!