Ich bin in der „Spandauer Vorstadt“. Im Hintergrund leuchtet die Kuppel der Neuen Synagoge, die alle Blicke auf sich zieht. Am großen Eisentor zwischen zwei Häusern in der Oranienburger Straße, fast an der Ecke Krausnickstraße, läuft man normalerweise vorbei. Vielleicht wird auf die Gedenktafel geachtet, die hier angebracht ist. An die „Familienschule“ wird erinnert, in der von 1939 bis 1941 evangelisch getaufte Kinder jüdischer Herkunft unterrichtet wurden.
Mit einem lauten „Klong“ fällt das Eisentor ins Schloss. Nach ein paar Schritten durch einen Hausdurchgang stehe ich in einer innerstädtischen Idylle. Alte und neue Mietshäuser umschließen vollständig das Gelände. Durch die Bäume kann ich den Turm der Sophienkirche sehen. Ruhig ist es hier.
Eigentlich ist der Krausnickpark ein großer Innenhof mit Spielplatz, Liegewiese, kleinen Mietergärten und Hängematten. Seine Geschichte geht bin ins 18. Jahrhundert zurück. Damals wurde an der Oranienburger Straße Gemüse- und Obstbau betrieben. Einige dieser Gärten gehörten zwei Hofräten, die außerdem die Eigentümer des „Vierhuff’schen Gartens vorm Spandauer Thor geradeüber der Königen Majest. Garten Monbejux“ waren. Sie verkauften den Viehuff’schen Garten an einen gewissen Kriegsrat Therbusch, der wiederum das Gelände an einen Verein verpachtete, der den Namen „Ressource vom 10. Oktober 1784“ trug. Aus dem Garten entstand um 1800 ein Park, der zunächst nur in den Sommermonaten genutzt wurde.
1842 wurde ein Ballhaus mit zwei großen Sälen und einer Kegelbahn gebaut. Dazu ein Musikpavillon und ein Springbrunnen. Der Park hieß jetzt „Ressource zur Unterhaltung“. In Scharen kamen Besucher, um sich hier zu amüsieren.
Die Weltwirtschaftskrise 1929 ging auch an der „Ressource“ nicht spurlos vorüber. Der Park musste verkauft werden. Das Ballhaus wurde anderweitig genutzt. 1959 baute die Humboldt-Universität einen der beiden Tanzsäle zum Hörsaal für die Psychologische Fakultät um.
Der Park, der durch den Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört war, wurde neugestaltet. Aus dem ehemaligen Privatgarten entstand 2007 ein öffentlicher Park, von einem Anwohnerverein mit viel Liebe zum Detail gepflegt.
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