An diesem warmen Frühlingstag ist am Platz alles so wie es immer war. Ruhig und beschaulich. Hier habe ich gespielt, auf einer Bank mit xy geknutscht, die erste Fahrstunde absolviert, bin zig Runden um den Platz gejoggt.
Der Branitzer“, wie er auch genannt wird, liegt zwischen Platanenallee und Spandauer Damm. Fast in der Mitte der Villenkolonie Westend, die ab 1866 geplant wurde. Schon der preußische Stadtplaner James Hobrecht hatte 1862 in seinem „ersten perspektivischen Bebauungsplan für Berlin“ grüne Innenstadtplätze angeordnet.
Kirchplatz hieß der „Branitzer“ früher und war ursprünglich viel größer geplant. Eine Kirche und eine Schule wollte man hier bauen, ein Wochenmarkt sollte hier stattfinden. Die Pläne wurden verworfen, ein „Schmuckplatz“ entstand. Flieder und Rotdorn wurden in der Mitte der kreisrunden Rasenfläche gepflanzt, am Rand Rosenrabatten. Eingerahmt war – und ist – der Platz von einer doppelten Reihe von Kastanienbäumen. Ganz so üppig wie damals sieht es heute allerdings nicht mehr aus.
Aus Kirchplatz wurde Branitzer Platz, benannt nach Branitz bei Cottbus, wo Fürst Pückler einen berühmten Landschaftspark anlegen und ein Schloss bauen ließ. Im Zweiten Weltkrieg wurde hier ein Feuerlöschteich ausgehoben und in den ersten Nachkriegsjahren, 1946-1949, Gemüse angebaut.
Der „Branitzer“ ist eine kleine Oase. Kaum Autos, keine Cafés, keine Restaurants. Ungestörte Ruhe. In der Nachbarschaft wohnten Prominente. Der Verleger Bruno Cassirer oder Alfred Braun, der erste Rundfunksprecher Deutschlands und spätere erste Intendant des Senders Freies Berlin. Großbürgerliche Häuser rahmen den Platz ein, ein Blick über den Zaun lohnt.
Altertümlich und architektonisch ein wenig verschandelt, wirkt das Haus Branitzer Platz 4, das für einen Fabrikanten 1892 erbaut wurde.
Heruntergekommen ist dagegen das Haus gleich nebenan. Seit 15 Jahren steht es leer. Eigentümer ist die Volksrepublik China. Im April 2020 besetzten junge Leute das Gebäude. Ihre Forderung: aus dem Haus soll ein Jugendzentrum werden. Die Polizei räumte nach nur fünf Stunden, elf Personen wurden wegen Hausfriedensbruch angezeigt.
Schade, ein Jugendzentrum hätte sich am Branitzer Platz gut gemacht.
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