In der Schilleria geht es um „Empowerment“. Mädchen ab sieben Jahren und junge Frauen sollen in ihrem Selbstbewusstsein und in ihrer persönlichen Entwicklung gestärkt werden. Das erreichen die beiden Festangestellten und ihre ehrenamtlichen Helferinnen durch Gespräche, Bildungsangebote, Theaterspielen, Tanzen, Rappen. Ebenso gibt es Nachhilfe, es werden Videos gedreht oder eigene Projekte entwickelt. Es wird gekocht, gespielt und viel diskutiert. Wichtig ist: Gespräche zwischen Älteren und Jüngeren finden immer auf Augenhöhe statt. Wir haben kürzlich die Schilleria besucht und mit der Leiterin Sinaya Sanchis gesprochen. Wir waren beeindruckt. Da ist wirklich Power, die es verdient, unterstützt zu werden.
Der Mädchenclub liegt in einem sozialen Brennpunkt. Die meisten Mädchen, die hierher kommen, stammen aus Familien mit Migrationserfahrungen. Die Mädchen selbst sind meist in Deutschland geboren. Die Schilleria bedeutet ihnen viel und sie sind regelmäßig im Club. Viele bringen Erfahrungen mit Mobbing, Diskriminierung aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer kulturellen Wurzeln oder ihres Geschlechts mit. Die Mädchen lernen hier, sich nicht mit der Opferrolle abzufinden, sondern sich dem Konflikt zu stellen. Das ist am Anfang schwierig, denn sie haben Angst und begeben sich in eine Abwehrhaltung. Mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen können die Frauen sie schließlich zum entscheidenden Schritt motivieren, der oft wegweisend für ihre zukünftige Entwicklung eines selbstbestimmten Lebens ist.
Seit 2003 gibt es die Schilleria schon. Viele der „Älteren“ haben damals hier ihren Weg gefunden wie die jungen Mädchen heute. Sie studieren z.B. Kulturwissenschaften, Fahrzeugtechnik oder Jura. Und sie bleiben ihrem Mädchenclub treu. Sie helfen bei der Arbeit und entwickeln Projekte, wie etwa aktuell zu einer Mentorinnen-Ausbildung, damit die langjährigen Besucherinnen selbst Workshops zur politischen Bildung anleiten können. Ihre Schwerpunktthemen sind dabei Antisemitismus und muslimischer Rassismus. Sie lernen diese Themen aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und die aktuellen Entwicklungen auf der Welt differenziert zu hinterfragen.
Es boomt im Kiez. Das ist die andere Seite. Viele junge Leute sind zugezogen. Das Tempelhofer Feld ist gleich nebenan. Buntes Leben. Wohnen im Altbau. Das ist der ideale Mix für den Zugriff von Immobilieninvestoren und Immobilienfonds, deren Hauptinteresse eine gute Rendite ist. Sie sind dem Kiezleben so fern wie der Mond von Cap Canaveral, aber sie landen doch. Die privaten Alteigentümer der Häuser werden immer weniger. Für eine ausgebaute Dachgeschosswohnung kann man hier mittlerweile eine Million Euro oder mehr hinblättern. Eigentum, versteht sich. Derweil sind andere Wohnungen mittlerweile überbelegt, weil viele Menschen nicht mehr wissen, wohin. Oder ihnen wird aus fadenscheinigen Gründen der Mietvertrag gekündigt.
Wenigstens kann die Schilleria für weitere fünf Jahre bleiben. Denn das Jugendamt in Neukölln hat mit dem neuen Hauseigentümer eine Einigung erzielt. Worin die besteht, bleibt geheim.
© Inga Kjer / Photothek – Preisvergabe im Berliner Abgeordnetenhaus
Und bei der Vergabe des 6. Hatun-Sürücü-Preises, der Menschen in den Vordergrund rückt, die sich mit Tatkraft und viel Herz für die Selbstbestimmung von Mädchen und jungen Frauen engagieren, wurde am 2. Februar diesen Jahres auch die Schilleria bedacht – herzlichen Glückwünsche auch von uns!
Wer noch mehr über die Schilleria und den Schiller-Kiez erfahren will:
Ein sehr guter Beitrag von Armin Lehmann im Tagesspiegel vom 11.12.2017 [hier zum Nachlesen]
Wir planen für den Sommer einen Kiezspaziergang zusammen mit den Mädchen und Frauen der Schilleria.
Spenden für die Schilleria!
StattReisen gibt alle Spenden aus der Jubiläumsveranstaltung am 17./18. März [mehr] an die Schilleria. Also kommt zu den 35 Wegen in die Stadt (kostenlos!) und spendet den Betrag, den euch die Teilnahme wert war.
Oder spendet auf das folgende Konto:
StattReisen Berlin e.V.
IBAN: DE85 1002 0500 0003 0744 00
Verwendungszweck: Schilleria
Wir freuen uns über eure ergänzenden Beiträge zum Thema in diesem Blog.


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