Starke Erinnerungen
Woran erinnern sich Schüler/innen eigentlich, wenn sie von einer Klassenfahrt aus Berlin zurückkehren? Manchmal an dies:
Die verrückte Geschichte von einem Döner-Verkäufer, wie er vor 20 Jahren versucht hat, seinen ersten Laden in Berlin aufzumachen. Oder die aufregende U-Bahnfahrt quer durch die Stadt, auf der sie viele scheinbar verrückte Typen gesehen haben – überhaupt: S- und U-Bahn fahren. Oder die teuren bis unbezahlbaren Luxuswaren im KaDeWe. Im Kontrast dazu der Spritzenautomat hinterm Bahnhof Zoo, der von vielen Drogenschicksalen in der Stadt erzählen könnte. Oder: die vielen Graffiti an Wänden und Mauern, die andere Geschichte vom Olympiastadion, in der es um Kriegsverherrlichung und Ausgrenzung geht, das Wohnhaus in Neukölln mit den vielen Transparenten, in dem sich die Bewohner gegen Entmietung und Luxussanierung wehren, die unscheinbare Säule in der Nähe des ehemaligen Checkpoint Charlie, die daran erinnert, dass hier ein junger Mann auf der Flucht aus der DDR von Grenzsoldaten angeschossen wurde und verblutete, weil ihm niemand sofort half. Das alles sind Rückmeldungen, die wir von Schulklassen erhalten haben, die mit uns auf Stadtführungen und Stadtrallyes unterwegs waren. Orte, Menschen, Schicksale. Es sind die scheinbar beiläufigen Geschichten, die das Großstadtleben prägen und in den Köpfen der Jugendlichen hängen bleiben. Bei genauem Hinsehen sind es die großen Themen aus Geschichte und Gesellschaft, an denen die Schüler/innen etwas lernen können: Berlin als Lernort mit all seinen Facetten und Bezügen im Alltag.
Unterwegs – zu Fuß oder mit S- und U-Bahn
Deshalb ist es für jede Schulklasse wichtig, dass sie neben den Besuchen im Bundestag, in Gedenkstätten und Museen vor allem in der Stadt unterwegs ist. Am besten gleich am Anfang des Aufenthalts der Einstieg mit einer gut organisierten Stadterkundung. Sie gibt eine erste Orientierung und weckt im besten Fall die Neugier der Jugendlichen, mehr über das Leben in der Großstadt erfahren und weitere interessante Orte erleben zu wollen. Wo der Einstieg beginnt, ist nicht entscheidend. Wichtig ist, dass ihr Interesse geweckt wird, sie sehen lernen und dabei für sich etwas „mitnehmen“ können.
Wir von StattReisen beschäftigen uns seit Jahrzehnten mit dieser Aufgabe und versuchen, die Schüler/innen dort abzuholen, wo sie sich gerade befinden. Dabei sind wir zu einigen wertvollen Erkenntnissen gelangt.
Es hat sich bewährt, mit Schulklassen zu Fuß und mit S- und U-Bahn unterwegs zu sein. Die Jugendlichen erleben so unmittelbar das Leben in der Großstadt, erfahren, wie man sich in ihr bewegt und bekommen ein Gefühl für die Dimensionen, wie die Stadt tickt und wie unterschiedlich die Menschen hier sind. Unser Bildungskonzept ist das des exemplarischen Lernens: Die Schüler/innen lernen einen Teil Berlins kennen und können die Einsichten auf andere Stadtteile übertragen. Und: Wir sind mit den Schüler/innen in unmittelbarem Kontakt und erfahren, wie sie denken und was sie wahrnehmen. Dadurch können wir ins Gespräch über unterschiedliche Sichtweisen und Meinungen kommen und auch manche Missverständnisse aufklären.
Warum nicht die Überblickstour mit dem Bus?
Eine Bustour erweckt den Glauben, man kann in drei Stunden einen Überblick über Berlin und seine Geschichte gewinnen. Aber das ist eine Illusion. Wir haben Schulklassen nach ihren Stadtrundfahrten befragt, ob sie sich erinnern können, wo sie waren und was sie noch von den Orten wissen. Das Ergebnis war ernüchternd. Es blieb kaum etwas hängen, außer das, was sie vorher schon wussten. Ganz zu schweigen von der Orientierung: In welchem Teil der Stadt sich eine Sehenswürdigkeit befand, konnten sie in der Regel nicht sagen. Eine Bustour kann kaum mehr leisten als ein Vorbeifliegen an einigen markanten Orten aus der Schaufensterperspektive. Das kann nur oberflächlich sein und vermeidet das Eintauchen in die Stadt. Mal abgesehen davon, dass es der bequeme Weg ist und den Jugendlichen die Möglichkeit gibt, lieber in ihre Handys zu schauen, als sich für die Stadt zu interessieren. Der pädagogische Nutzen geht gegen Null.
Warum dann nicht gleich eine Stadtrallye?
Eine gut konzipierte Stadtrallye ist in der Tat die beste Form der Stadterkundung, weil die Schüler/innen selbst aktiv werden und sich im Stadtraum orientieren müssen. Sie ruft unterschiedliche Fähigkeiten der Jugendlichen ab und bezieht alle ein. Bei unserem Stadterkundungsspiel, auf dem wir die Kleingruppen mit Fragenbogen, Stadtplan und Fotoapparat in unterschiedliche Stadtteile schicken, haben wir den höchsten Motivationsgrad festgestellt. Schwachpunkt: Die Schüler/innen müssen erste Erfahrungen mit U- und S-Bahn gemacht haben, um sich selbständig in der Stadt zu bewegen. Deshalb bieten wir diese Erkundungsform erst ab dem dritten Aufenthaltstag an. Wir arbeiten deshalb gerade an einer Variante, die sich auch als Einstieg eignet.
„Die Stadtführung machen wir selbst.“
Das geht natürlich auch: Manche Lehrer/innen, die sich in Berlin sehr gut auskennen, machen die Stadtführung selbst. Der Vorteil: Das spart die Kosten für eine gebuchte Stadtführung und man kann die Orte individuell auswählen, z.B. wie sie am besten in den Geschichtsunterricht passen. Dabei sind aber auch potenzielle Nachteile zu berücksichtigen: Der/die Lehrer/in ist in Daueranspannung, statt Aufgaben einmal abgeben zu können. Interessante aktuelle Informationen zu den Entwicklungen in der Stadt können fehlen. Die Chance auf die Begegnung der Schüler/innen mit Berlinern wird vertan.
Das Entscheidende
Wie immer eine Entscheidung aussieht, das Allerwichtigste ist, dass die Schüler/innen im Laufe ihres Berlin-Aufenthalts auf anschauliche Weise ein Gefühl für die Stadt bekommen: Wie lebt es sich in der Haupt-/Großstadt? Wie kann ich ihre Dimensionen und ihre Vielfalt begreifen? Was sagen mir die Spuren der Vergangenheit und was kann ich daraus lernen?
Dafür gibt es unterschiedliche Zugänge zur Stadt.
Die vielfältigen Zugänge, die StattReisen Ihrer Schulklasse bietet, finden Sie > hier
