Auf unserer für Schulklassen konzipierten Tour „Auf Schienen durch die Berliner Stadtlandschaft. Berlin zum Einsteigen“ erfahren die Jugendlichen gleich am Anfang sehr anschaulich die Vielschichtigkeit der Stadt am Beispiel der Portalruine des ehemaligen Anhalter Bahnhofs: Die Schüler/innen vermuten hier eher Randlage, obwohl es zum zentralen Potsdamer Platz gerade einmal 600 Meter sind – in einer Stadt, deren längster Durchmesser etwa 45 Kilometer beträgt. Der Grund liegt in der Nachkriegsgeschichte und in der Teilung der Stadt. So wurde der Ort damals tatsächlich zur Randlage, was er auch ursprünglich war, als hier der Kopfbahnhof vor die alte Stadtmauer gebaut wurde. Der Anhalter Bahnhof war einer von insgesamt sieben Bahnhöfen, die um den alten Kern Berlins gebaut wurden. Das erinnert an die noch heute dezentrale Lage der Bahnhöfe in Paris und erklärt sich durch das enorme Wachstum der Metropolen im Zeitalter der Industrialisierung. Als Berlin vor gut 20 Jahren erneut deutsche Hauptstadt wurde, entschied man sich für einen zentralen Hauptbahnhof und ignorierte alte und bewährte Strukturen der Stadt.
Jetzt endlich abtauchen in die S-Bahn – runter? Ja. Das ist für die Schüler/innen oft die erste Irritation. Eine S-Bahn, die unten fährt, und später die U-Bahn, die sich als Hochbahn durch Kreuzberg zieht. Die nächsten Stationen waren einmal „Geisterbahnhöfe“, weil die aus West-Berlin kommenden Züge in Ost-Berlin nicht halten durften. Außer am Bahnhof Friedrichstraße. Denn hier konnten die „Wessis“ in die U-Bahn umsteigen oder für einen Tagesbesuch nach Ost-Berlin einreisen. Hier war einer der Grenzübergänge in einem komplizierten Kontrollsystem, das heute kaum noch nachvollziehbar ist. Der Tränenpalast, damals der Eingang für die Rückreise in den Westen, veranschaulicht die damalige Situation in einer Ausstellung.
Zwischendurch, selbstverständlich, das Brandenburger Tor, zu dem es viel zu sagen gäbe. Was sagt uns das repräsentative Bauwerk aus preußischer Zeit heute? Die Schüler/innen wollen vor allem fotografieren. Aber meist kommt dann doch noch Inhaltliches und wir kommen ins Gespräch über die verschiedenen Sichtweisen auf das Tor und den Platz davor.
Oben mit der S-Bahn dann mitten durchs Zentrum mit Ausstieg am Hackeschen Markt. Auch der Alexanderplatz ist ein Muss. Was macht einen zentralen Platz in der Großstadt aus? Wie funktioniert eine City? Und warum gerade hier? Die Schüler/innen suchen sich hier zunächst ihre eigenen Wege in einer kleinen Verschnaufpause. Danach erzählen wir vom Mythos Metropole in den 20er Jahren und die Nutzung des Platzes als Sammlungsort für Demonstrationen im DDR-Sozialismus, auch davon, dass es Alternativen zu Mc Donalds und Starbucks gibt. Für Verwirrung und gezielte Desorientierung sorgt dann ein optionaler Gang durch das unterirdische Bahnhofssystem, damals die Verkörperung von Geschwindigkeit und schnellen Verbindungen der modernen Großstadt.
An der Warschauer Straße steigen wir in die Hochbahn um und blicken dabei auf die industrielle Vergangenheit Berlins als Elektropolis. Hier produzierte OSRAM einst Glühlampen für den Weltmarkt, nachdem es in der Innenstadt zu eng geworden ist. Randwanderung der Industrie wird das genannt. Berlin als Industriemetropole ist weitgehend Vergangenheit. Die alten Fabriken stehen aber nicht leer: Von Hostel über Start up bis Feiertempel ist fast alles als neue Nutzung denkbar. Und von hier startete die erste U-Bahn-Linie Deutschlands vor mehr als hundert Jahren – ohne die Elektrifizierung wäre das nicht denkbar gewesen.
Schließlich landen wir in Kreuzberg und lernen den Berliner Alltag kennen. Das gehört zum Hauptstadterlebnis unbedingt dazu, um sich wirklich ein Bild von Berlin machen zu können. Es wird leider oft vernachlässigt. Hier können sich die Schüler/innen überzeugen, was an den Klischees dran ist, von denen sie garantiert gehört haben. Hier sehen sie, wie eine Zuwanderergesellschaft funktionieren kann und was leidenschaftliches Bürgerengagement bewirkt. Die Oranienstraße und ihre Seitenstraße bieten kulinarische Vielfalt zum bezahlbaren Preis für die Mittagspause im Anschluss und eine attraktive Alternative zum Ku’damm-Shopping. Statt Burger von Mc Donalds gibt es konsequenterweise Kreuzburger in SO 36.
Der Preis: 170 € für Schulklassen bis 25 Teilnehmer/innen. Größere Schulklassen werden geteilt, dann zu einem verträglichen Sonderpreis.
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